Ein irdisches Paradies
Ernst Ludwig Kirchner
so nannte der Maler Ernst-Ludwig Kirchner das "Eiland" Anfang des letzten Jahrhunderts.
"Eiland": Diese heute im Hochdeutschen veraltete Bezeichnung für "Insel" wird aber nach wie vor im Plattdeutschen verwendet: dat Eiland!
Der Expressionist Kirchner besuchte die Insel in den Sommermonaten der Jahre 1908, 1912, 1913 und 1914. Er verbrachte insgesamt 9 Monate auf Fehmarn. Ab 1912 wohnte Kirchner dabei immer in Staberhuk, am südöstlichen Ende der Insel, bei der Familie des Leuchtturmwächters.
Unten zwei Bilder, die in der Nähe des Leuchtturms entstanden sind.
Den Leuchtturm Staberhuk selbst habe ich nicht fotografiert, da er sowohl gerade von einem Gerüst umgeben als auch das Gelände um den Turm nicht öffentlich zugänglich ist.
Tipp: In die meisten Bilder kannst Du Dich hineinklicken und sie so auch vergrößert ansehen. Vielleicht interessiert Dich ja auch noch ergänzend manche meiner Bildbeschreibungen!
Obwohl ich Ende August nur knappe vier Tage Zeit hatte, die Insel Fehmarn kennen zu lernen, kann ich dieses Zitat nur bestätigen, denn mit ihren verschiedenartigen Küstenlandschaften hat mich diese Ostseeinsel rasch verzaubert! Ein perfekter Ort für einen erholsamen Urlaub!
Dies war mein erster Besuch einer deutschen Insel und vielleicht auch mein einziger Aufenthalt, da ich mir aufgrund der Klimaveränderungen inzwischen sehr gut überlege, welche Ortswechsel und mit welchem Transportmittel ich mir aus welchen Gründen überhaupt erlaube! Umso mehr habe diese Zeit in einer mir neuen Gegend genossen!
Der längste Kleiderbügel der Welt
Da wir (- ich war nicht alleine unterwegs -) erst am späten Vormittag von Dortmund losgefahren waren, um, wenn schon (- und trotz geleistetem CO₂ ‑Ausgleich mit schlechtem Gewissen -) mit dem PKW unterwegs, noch in Lüneburg (wunderschöne Altstadt!) und Lübeck (- Thomas Manns Buddenbrooks gedenkend -) kurze Stopps einzulegen, fuhren wir nach der Überquerung der Fehrmarnsundbrücke – ihre auffällige, weithin sichtbare Bauweise brachte der Brücke den Spitznamen „Kleiderbügel“ ein -

zuallererst zum Weststrand, um gleich an diesem Abend noch den Sonnenuntergang zu erleben:
Von Burg zum Hafen Burgstaaken
Am nächsten Morgen schlenderten wir dann von unserem Quartier in Burg, dem Hauptort und Verwaltungssitz der im Norden Schleswig-Holsteins gelegenen, 185 Quadratkilometer große Insel, aus Richtung Hafen, nach Burgstaaken.
Vorbei am Rathaus kamen wir zum Heimatmuseum und zur Kirche St. Nikolai, wo mich Orgelklänge in die Kirche lockten! Welch Schicksalsglück: Wir kamen gerade zur Veranstaltung "Orgelmusik zum Wochenbeginn" zurecht, welche immer montags um 11:00 stattfindet!
Maren Wassermann, eine hauptamtlich als Kirchenmusikerin tätige Organistin der Insel Fehmarn, spielte verschiedene kurze Stücke von J. S. Bach bis hinauf zu verschiedenen modernen Komponisten – kleine musikalische Kostbarkeiten sehr berührend interpretiert!
Weil, inzwischen fernab der Sonneninsel Deutschlands, zwei der gespielten Werke, der "Petit Canon" von Nadia Boulanger und das "Prélude in h‑Moll" von César Franck noch immer in mir nachklingen, habe ich versucht, auf Youtube Interpretationen der beiden Stücke zu finden, die ein wenig die Sinneseindrücke wiedergeben können, der mich im Kirchenraum "gefangen" gehalten hatten.
Aus rechtlichen Gründen hier, über welche Angaben im Suchfeld von Youtube die von mir gefundenen Interpretationen als jeweils erstes Ergebnis aufscheinen:
- Boulanger Nadia – 3 Pieces for Organ: No 2. Petit Canon François Henri Houbart
- Rainer Noll spielt César Franck: Prélude, Fugue et Variation op. 18
An die Kirchenmauer angeschmiegt entdeckte ich hernach übrigens ein wunderschönes Beispiel für meinen Traum von ausreichend vorhandenen Sitzbänken im öffentlichen Raum:


Dann ging's weiter Richtung Hafen …
Typisch für Fehmarn und fast überall zu finden sind Kopfsteinpflaster und immer wieder sehr kleine, niedrige Häuschen!
Am Hafen angelangt …
Nachfolgend noch eine kleine Bildauswahl davon, wo es mir auf der Insel auch noch ganz besonders gefiel bzw. was mich auf Fehmarn beeindruckte und sicher in Erinnerung bleiben wird!
Der Nordstrand
Fährhafen Puttgarden
Die großen Schiffe nehmen hier Autos, Menschen sowie auch ganze Züge auf und bringen sie in 45 Minuten zum dänischen Festland.
Post Scriptum
- Die Ernst-Ludwig-Kirchner-Dokumentation ist in der Stadtbücherei in Burg untergebracht. Hier hat es sich der E. L. Kirchner Verein Fehmarn e. V. zur Aufgabe gemacht, Kirchners Spuren nachzugehen. Die Motive des Malers auf Fehmarn sollen übrigens noch weitgehend unverändert erhalten sein!
Diesen Spuren nachzugehen, war während meines Kurzurlaubes natürlich nicht möglich, aber zumindest bin ich nun sehr motiviert, demnächst zu ergründen, welche Bilder genau von Kirchner und anderen Malern der Künstlervereinigung "Brücke" wie von Otto Mueller, der Kirchner 2012 auf Fehmarn besuchte, im Dortmunder Museum Ostwall zu finden sind und werde diesen Werken nun wohl wesentlich mehr Aufmerksamkeit schenken als bisher … - Straßendekoration: Was könnte hier typischer sein als die optische Umgestaltung eines Stromkastens zu einem Strandkorb???
- Plattdeutsch: Auf Fehmarn wird Plattdeutsch gesprochen (- in ganz Deutschland von etwas vier Millionen Menschen). Das Plattdeutsche hat sich besonders in den ländlichen Regionen durchgesetzt, während es im Ferienzentrum Burg nur vereinzelt zu hören ist.
Während meines kurzen Aufenthaltes hatte ich leider keine Gelegenheit dazu. Nur das Geschäftsschild für Kindermoden, "För lütte Lüd", machte mich auf diese westgermanische Sprache aufmerksam. Damit der Dialekt nicht ausstirbt, wird Plattdeutsch übrigens auf der Insel in einigen Schulen gelehrt. - Kurtaxe: Jeden Cent wert!
Liebe Marie
Sehr schöner Artikel. Ich bin in diesem Jahr zum ersten Mal auf Fehmarn gewesen. Eine Freundin wohnt da und ich werde sie künftig wohl öfter dort besuchen. Ich liebe die Ostsee und hätte nicht gedacht, dass Fehmarn so klasse ist.
Inge
Liebe Inge,
wie schön, dass Du meine Begeisterung über diese wunderschönen Ostseeinsel verstehen kannst und mit mir teilst!
Marie