Dieses Gemälde (ca. 1 x 1,25 Meter), ein mit Öl und Wasserfarben auf Papier gebrachte Werk, das auf einer Sperrholzplatte montiert ist, hatten mein 2. Mann, Thomas, und ich vor vielen Jahren in einem Antiquitätenladen in Wien erstanden. Inzwischen ist es wieder nach Österreich, nach Engelhartszell, wo ich jetzt lebe, zurückgekehrt
Dortmunder Schätzchen – Begutachtungen durch das Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK)
2019 hatte ich dann unser Gemälde abfotografiert und über mein Tablet im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund (MKK), wo man ab und an (- über den MKK-Account bei Facebook ist es am einfachsten, die konkreten Termine zu eruieren -) gegen eine geringe Gebühr Kunstobjekte begutachten lassen kann, zur Ansicht vorgelegt.
Nach einer längeren Wartezeit, die man sich in einem Museum sehr leicht interessant gestalten kann, hatte ich beim Februar-Termin 2020 die Ehre, von Dr. Christian Walda selbst, dem neuen Leiter der Kunstsammlung, eine Einschätzung zu dem Bild zu erhalten.
Nachfolgend eine kleine Zusammenstellung seiner Ausführungen.
Einschätzung Dr. Walda
Das mit Öl und Wasserfarben auf Papier gebrachte Werk stammt vermutlich aus den 1980iger-Jahren,
- da man damals im der Malerei zu Figürlichem zurückkehrte und auch Bezüge auf den Expressionismus zu dieser Zeit gerne hergestellt worden sind.
- Auch die Kleidung der Frau mit dem Kleinkind am Arm und der rote Luffballon oder Lolly in der Hand des Kindes weisen auf diese Zeit hin.
- Im Stil des Phantastischen Realismus' (Wiener Schule) = künstlich aufgebaute Szene – siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Phantastischer_Realismus
- Bezug zum Expressionismus
- Punkmäßig wie Elvira Bach und Rainer Fetting
Nebenbei hat mich der Kunsthistoriker darauf aufmerksam gemacht, dass der Focus (zumindest scheinbar) nicht auf der sitzenden Figur liegt …
Herr Dr. Walda nannte zudem noch bekannte Künstler, bei denen ich Verwandtschaften zum vorgestellten Bild finden könne – nachfolgend das Ergebnis meiner diesbezüglichen Internetrecherchen.
Von den Brücke-Künstlern über Felix Nussbaum und Elvira Bach zu Rainer Fetting
- Brücke-Künstler und unter ihnen vor allem Ernst Ludwig Kirchner
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Kirchner_-_Das_Soldatenbad.jpg - Felix Nussbaum (Osnabrück), "Der tolle Platz" (1931) (ähnliche Szenerie) https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Nussbaum
- Elvira Bach (Figürliches) https://de.wikipedia.org/wiki/Elvira_Bach
- Rainer Fetting (Figürliches) https://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Fetting
Zum Alter des verwendeten Papiers
Das Alter des verwendeten Papiers könnte nähere Auskünfte über die Entstehungszeit des Gemäldes ausgeben, wenn man davon ausgeht, dass das Papier nicht schon "ewig" lange irgendwo herumgelegen ist, könnte also nur beweisen, dass ein Bild nicht vor (!) einer bestimmten Zeit gemalt worden ist!
Was ich tun könnte, um eventuell doch noch den Künstler des Gemäldes zu eruieren.
Wenn man davon ausgeht, dass es sich um einen österreichischen bzw. jedenfalls zur Zeit der Entstehung des Bildes in Wien lebenden, jungen Künstlers handelt, könnte man in den Bibliotheken der Universität für Angewandte Kunst Wien oder der Akademie der bildenden Künste Wien fündig werden. Dort sind Kataloge zu Abschlussarbeiten von Studierenden bzw. Kataloge zu Projektarbeiten etc. einsehbar.
Meine Dachbodenfantasie
Obwohl Dr. Christian Walda also eine Entstehung in den 1980iger-Jahren vermutet, wären auch die 20-iger Jahre und auch die Nazizeit denkbar.
In meiner (!) Vorstellung malte ein mittelloser Künstler das Bild in den 40-iger Jahren im Geheimen auf einem Dachboden. Obwohl der Fotograf seine Kamera in die Menge richtet, komme ich persönlich nicht davon weg, immer wieder die hüllenlos dargestellte Person ins Zentrum meiner fragenden Betrachtung zu stellen und dementsprechend nachgeordnet die Postionen der einzelnen Figuren im Bild zu hinterfragen.
Ein Freund wiederum formulierte seinen Eindruck so: "Ich sehe eine Gesellschaft, die lebensbejahend agiert und dabei die Kranken bzw. Älteren der Geselllschaft vernachlässigt. Bestimmt kann man die Abwendung auf andere Gruppen ausweiten."
Meine Online-Wunschvorstellung
Die Chance, dass jemand, der unser Gemälde in früheren Zeiten gesehen hat und mehr über es weiß, auf diese Online-Veröffentlichung des Bildes "stößt" und sich bei mir meldet, ist vermutlich um ein Vielfaches geringer als ein Lotto-Sechser, aber nicht Null – "sag niemals nie" …